Erklärbär

Das Märchen „kalt geschleudert"

Verfasst von Robert Hindel 2011

Im Mittelalter gab es weder TV noch Rundfunk. Sagen und Märchen waren jene Zeit weit verbreitet. Unterscheiden sich Sage und Märchen nur geringfügig voneinander, so haben sowohl Sage als auch Märchen eines gemein: Sie beginnen mit den Worten: „Es war einmal...“.

Man mag es kaum glauben, doch es gibt sie noch immer - die Sagen und Märchen. Dieses allerdings ist ein Modernes. Ich erzähle Ihnen heute das Märchen „kaltgeschleudert“.

Nach jeder Trachtperiode steht die Ernte des Honigs an. Sie erfolgt im Frühjahr (Juni) sowie im Spätsommer (August). Zur Ernte gehört das Entnehmen der sogenannten Honigzarge. Es ist die oberste der insgesamt 3 Zargen, welche zu einer Bienenbehausung gehören. Ein geringer Anteil Honig wird im Bienenvolk belassen. Dieser befindet sich in den unangetasteten Bruträumen.

Ist die Honigzarge entnommen, so entnimmt man die Rähmchen, die die Waben enthalten. Die Honigwaben sind weiß verdeckelt. Eine komplett gefüllte Honigzarge wiegt zwischen 30-40 Kg, ein einzelnes Rähmchen bis zu 2kg. Mithilfe einer Entdeckelungsgabel wird das Verdeckelungswachs entfernt und somit die Honigwaben geöffnet.

Nun werden die einzelnen geöffneten Rähmchen aufrecht in eine mit einer Handkurbel oder elektrisch, mit einem Motor betriebene Honigschleuder gestellt. Unter Einwirkung der Zentrifugalkraft tritt der Honig aus den Waben aus, fließt zur Filterung durch ein Sieb und wird dann in für Lebensmittel geeignete Behältnisse (Honigglas) abgefüllt.

Oftmals wird mit dem Zusatz kalt geschleudert geworben. Das jedoch nur, um das Angebot für den Kunden attraktiver erscheinen zu lassen. Honig wird bei der Gewinnung nicht erhitzt.¹

Eine Ausnahme stellt die Heideimkerei dar. Der in seiner Konsistenz geleeartige Heidehonig wird nicht geschleudert sondern traditionell „gepresst“. Hierzu wird der Honig gestippt, d.h. die verdeckelten Honigwaben werden mithilfe kleiner Metallnadeln geöffnet. Hierzu werden diese immer wieder in die verdeckelten Honigwaben gestochen, gestippt eben, bis der Honig heraus läuft. Die Metallnadeln dürfen hierzu erwärmt werden.

Eine Tatsache ist bei allen Ausnahmen allerdings nicht von der Hand zu weisen: Der Zusatz „kalt geschleudert“ ist in jeder Hinsicht irreführend. Das Erwärmen des Honigs beim Schleudervorgang wird mit der Einführung der modernen Honigschleuder seit über 100 Jahren nicht mehr praktiziert.²

Erwärmt wird Honig allerdings bei der industriellen Abfüllung, um ihn von großen Lagerbehältern auf die Verkäufsgefäße abzufüllen. Dieser für den Honig schädliche Vorgang kann nur bei kleinen Imkereien vermieden werden, die ihren Honig direkt verkaufsfertig abfüllen.

Quellen

     

    ¹ http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spezial%3ASuche&search=kalt+geschleudert 12.06.2011

    ² http://de.wikipedia.org/wiki/Honig 12.06.2011

 

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